Der Kommissar und sein Lockvogel

Film
Titel Der Kommissar und sein Lockvogel
Originaltitel Dernier domicile connu
Produktionsland Frankreich, Italien
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1970
Länge 102 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie José Giovanni
Drehbuch José Giovanni
Musik François de Roubaix
Kamera Étienne Becker
Schnitt Kenout Peltier
Besetzung
  • Lino Ventura: Inspektor Marceau Leonetti
  • Marlène Jobert: Jeanne Dumas
  • Michel Constantin: Greg
  • Paul Crauchet: Jacques Loring
  • Alain Mottet: Frank Lambert
  • Béatrice Arnac: Silvia
  • Guy Héron: Soramon
  • Albert Dagnant: Arnold
  • Monique Mélinand: Madame Loring
  • Marcel Pérès: Lenoir
  • Germaine Delbat: Madame Lenoir
  • Hervé Sand: Gravel
  • Pascal Gillot
  • Régine Lovi: Mademoiselle Viteau
  • François Jaubert: Räuber
  • Paul Beauvais
  • Aude Olivier
  • Philippe March: Roger Martin
  • Mathilde Ceccarelli: die perverse Nachbarin
  • Carlo Nell
  • Pippo Merisi: Eisenbahner
  • Luigi Cortese
  • Raymond Meunier: Allister
  • Jacques Marchand: der Verrückte
  • Frédéric Santaya: Favre
  • Lucie Arnold
  • Robert Favart: Schuldirektor
  • Jacques Leroy: Ermittler
  • Guy Kerner: Arzt
  • Bianca Saury: Marie Martin
  • Jean Sobieski: Aden

Der Kommissar und sein Lockvogel (Originaltitel: Dernier domicile connu) ist ein französisch-italienischer Kriminalfilm von José Giovanni aus dem Jahr 1970 mit Lino Ventura und Marlène Jobert in den Hauptrollen. Der Film wurde in der DDR unter dem Titel Gesucht wird: Roger Martin veröffentlicht.

Handlung

Inspektor Leonetti ist ein erfahrener und hart zupackender Ermittler der Pariser Polizei. Für seine Verdienste wurde er mit dem Band der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Mercedes Benz 300 SL der Trunkenheitsszene

Nachdem er den Sohn eines einflussreichen Anwalts bei einer Trunkenheitsfahrt im Bois de Boulogne verhaftet und zur Blutprobe auf ein Polizeirevier gebracht hat, gerät er durch Intrigen und Ränkespiele in Schwierigkeiten. Unter anderem wird behauptet, er sei voreingenommen, da er durch die Schuld eines Rasers Frau und Tochter bei einem Unfall verloren habe; sogar eine psychiatrische Untersuchung wird empfohlen. Um ihn fürs Erste aus der Schusslinie zu nehmen, wird Leonetti versetzt. In dem neuen Polizeirevier wird ihm die junge Polizistin Jeanne Dumas zur Seite gestellt. Sie sollen Sittenstrolche in Kinos dingfest machen, wobei Dumas den Lockvogel spielt. Sie bewundert Leonetti sehr. Doch dann bittet der Staatsanwalt Frank Lambert Leonetti um Hilfe. Die Polizei sucht vergeblich einen Zeugen, Roger Martin. Ohne seine Aussage kann der Verbrecher Soramon nicht verurteilt werden. Martin ist untergetaucht und bis zum entscheidenden Prozess verbleiben nurmehr sieben Tage. Leonetti macht sich mit Dumas auf die Suche. Aber auch die Komplizen von Soramon suchen Martin, um ihn vor dem entscheidenden Prozess auszuschalten. Martin hat aus Angst vor den Verbrechern öfter den Wohnort gewechselt. Leonetti findet heraus, dass Martin eine Tochter hat; sie ist in ärztlicher Behandlung. Bei Apotheken suchen Leonetti und Dumas nach Hinweisen; Leonetti durchforstet mit unglaublicher Geduld Berge von Papieren. Eines Nachts werden die beiden endlich fündig. Auf der Straße steht Leonetti Soramons Häschern gegenüber, die ihn beschatten und ihm nun die Adresse abnehmen wollen; er kann sie aber täuschen, wehrt sich seiner Haut mit Faust und Schlagring und wird schwer lädiert. Nach einem Arztbesuch können Leonetti und Dumas dann Martin und seine Tochter aufspüren. Sie können Martin überreden, im Prozess gegen Soramon auszusagen, so dass Soramon verurteilt wird. Danach wird er jedoch von Soramons Handlanger Greg getötet. Dumas macht Leonetti schwere Vorwürfe. Dieser habe mit der Ermordung Martins nach der Zeugenaussage rechnen müssen. Sie wendet sich desillusioniert von Leonetti ab und wirft ihm vor, dass es ihm lediglich um die Erfüllung eines dienstlichen Auftrags gegangen sei und seine Arbeit das Todesurteil für Martin bedeutet habe.

Wissenswertes

  • Der Film beruht auf dem Roman The Last Known Address von Joseph Harrington.[1]
  • Die Filmmusik wurde im Titel Supreme von Robbie Williams verwendet.
  • Der Film wurde in Paris und dem Vorort Cachan vom 29. September bis 29. November 1969[2] gedreht.[3]
  • Am Ende des Films wird das Zitat « Car la vie est un bien perdu quand on n’a pas vécu comme on l’aurait voulu. (Denn das Leben ist ein verlorenes Gut, wenn man nicht so gelebt hat, wie man hätte leben wollen.) »[4][5] des rumänischen Dichters George Coșbuc eingeblendet. Im Abspann wird es irrtümlich Mihai Eminescu zugeschrieben.
  • Die französische TV-Erstausstrahlung am 19. Oktober 1997 auf Arte erreichte mit 2,446 Millionen Zuschauern eine recht hohe Einschaltquote.[6]

Kritik

  • Das Lexikon des internationalen Films urteilt: „Menschlich packender und darstellerisch hervorragender Kriminalfilm, der trotz formaler Unebenheiten eine psychologisch stimmige Charakter- und Milieustudie zeichnet“[7]
  • Prisma lobt: „Auch wenn Lino Ventura als einzelgängerischer Hardliner hier eine seiner typischen Rollen abliefert, handelt es sich um einen überdurchschnittlichen Krimi. Denn das Werk von José Giovanni, der mit Ventura im Jahr zuvor auch den Thriller ‚Im Dreck verreckt‘ verwirklichte, ist nicht nur spannend, sondern auch überaus gesellschaftskritisch. Giovanni und Ventura arbeiteten 13 Jahre später zum dritten und letzten Mal miteinander, als sie die Abenteuerkomödie Der Rammbock drehten.“[8]
  • Die ARD schreibt: „José Giovanni hat hier für Lino Ventura eine Rolle geschrieben, in der dieser sich von seiner besten Seite zeigen konnte. Leonetti ist ein Mann ohne Illusionen, mit einer gehörigen Portion Zynismus, um sich gegen die Widrigkeiten des Berufs und des Lebens behaupten zu können, aber nicht ohne verhaltene Sympathie für die junge Anfängerin, die noch Ideale hat. Weniger idealistisch demonstriert der gebürtige Korse Giovanni, vor seiner Karriere als Drehbuchautor und Regisseur selber mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, gleich zu Anfang des Films, wie sich das Recht auch drehen, wenden und missbrauchen lässt.“[9]
  • Der Kommissar und sein Lockvogel bei IMDb
  • Filmbesprechung auf film-rezension.de (14. Juni 2011)
  • Kommissar und sein Lockvogel – 1. Synchro (DDR 1973) Der Kommissar und sein Lockvogel in der Deutschen Synchronkartei
  • Kommissar und sein Lockvogel – 2. Synchro (BRD 1986) Der Kommissar und sein Lockvogel in der Deutschen Synchronkartei

Einzelnachweise

  1. literaturhaus-hamburg.de
  2. Ciné-Ressources (Cinémathèque française)
  3. Der Kommissar und sein Lockvogel – Locations Internet Movie Database
  4. Decebal către popor (rumänisch)
  5. Decebal to his people (englische Übersetzung)
  6. Site d’Arte - historique des Thémas@1@2Vorlage:Toter Link/archives.arte.tv (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Der Kommissar und sein Lockvogel. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017. 
  8. Der Kommissar und sein Lockvogel. In: prisma. Abgerufen am 30. April 2021. 
  9. Programmvorschau ARD.de